1. Einteilung der Arbeit durch die Gesamtleitung oder den Bereichsleiter
Die Einteilung geschieht nicht autoritär, sondern in Absprache mit dem Einzelnen. Allerdings geht es nicht darum, dass dieser ständig nur Arbeiten annimmt, die ihm leicht fallen und die er sich zutraut. Vielmehr wird von der Leitung abgewägt, wann der Wunsch eines Betroffenen zu seinem Besten entsprochen werden kann (z.B. bei tatsächlicher Überforderung), oder wann er auch mal entgegen seinem Willen mit einem Arbeitsablauf konfrontiert werden muss, um weiter wachsen und gesunden zu können.
2. Vorbesprechung der Arbeit
Die Vorbesprechung geschieht direkt vor Ort mit demjenigen Mitarbeiter, der für den entsprechenden Arbeitsbereich zuständig ist. Sie besteht darin, den Umfang, die Abfolge der einzelnen Arbeitsschritte und die genaue Vorgehensweise durchzusprechen. Neben der Klärung dieser Punkte weist der Bereichsleiter den mitarbeitenden Bewohner gleich vor Beginn der Arbeit auf mögliche Schwierigkeiten und Hindernisse hin, die ihm in der Durchführung begegnen könnten.
3. Gemeinsame Erledigung der Arbeit
Im Normalfall wird immer dann, wenn ein neuer Bewohner kommt und seine Mitarbeit beginnt, die Arbeit so strukturiert, dass er mit dem Bereichsleiter zusammen arbeitet. Das ist deshalb wichtig, weil der Erstkontakt oft entscheidend ist für die Sicherheit des Neubeginnenden. Durch das gemeinsame Erledigen ergibt sich:
Wie lange ein neuer Mitarbeiter engmaschig direkt mit einem Bereichsleiter zusammen arbeitet, hängt von dessen Gesamtzustand ab. Ist eine reale Einschätzung gewährleistet und gesichert, dass der Mitbewohner mit der Gesamtsituation nicht überfordert wird, wird er baldmöglichst in die Zusammenarbeit mit einem bereits länger eingearbeiteten Bewohner eingeteilt.
4. Zwischenkontrolle durch den Bereichsleiter
Uns ist bewusst, dass unsere Bewohner mehr Unterstützung und Kontrolle benötigen als andere Menschen. Das hängt einerseits mit ihrem Zustand oder ihrer Unsicherheit zusammen, andererseits mit der Angst nachzufragen bzw. einfach selbstverantwortlich zu entscheiden.
Deshalb sehen die Bereichsleiter in regelmäßigen Abständen nach, wie es den Einzelnen ergeht. Dabei wird sowohl die Arbeit selbst kontrolliert, als auch der Zustand des Betroffenen. Wird offensichtlich, dass dieser an praktischen Schwierigkeiten beim konkreten Arbeitsauftrag "hängen geblieben" ist, wird mit ihm besprochen, welchen Hintergrund das Problem hat. Der Bereichsleiter erklärt konkret, wie er jetzt reagieren würde, wenn er an der Stelle wäre, und löst das Problem ggf. zusammen mit dem Betroffenen.
Wird dagegen offensichtlich, dass es ein "inneres Problem" ist, das den Bewohner an der Arbeit hindert, wird sich der Bereichsleiter - je nach Sachlage - z.B. Zeit zum Gespräch nehmen oder, wenn nötig, den Mitbewohner ausnahmsweise entbinden.
Falls das Problem schon bekannt ist und der Betroffene einer eingeprägten Struktur folgt, wird der Bereichsleiter unter Umständen ein Gespräch bewusst auf außerhalb der Arbeitszeit legen und ihn auffordern, die Arbeit so gut wie möglich fortzuführen. Das ist notwendig um innere Kreisläufe zu durchbrechen (z.B. bei geringsten Schwierigkeiten immer zu dramatisieren und mit dem Hinweis "ich bin dabei überfordert" aufzugeben).
5. Nachbesprechung der Arbeit
Im Einzelgespräch oder in der Gruppe wird immer wieder nachgefragt, wie der Einzelne die Situation, sich selbst und seine Arbeit erlebt hat. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, konkret zu erkennen, woran in Zukunft besonders gearbeitet werden muss und welche Gedankengänge korrigiert werden müssen. Gleichzeitig lernen die Betroffenen, sich zu äußern und über ihre Grenzen, Wünsche und Verletzungen zu sprechen. Durch die Gruppe wird zusätzlich die Möglichkeit eröffnet, zu erkennen, dass andere mit den selben Gefühlen oder Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Das macht Mut und verhindert eine innere stumme Isolation ("ich bin der Einzige ...").
Die Aufgabe des Bereichsleiters besteht darin...
6. Gesundung hat Vorrang
Sehr oft merken wir, dass unsere Bewohner aus diversen Gründen mit der Arbeitstherapie überfordert sind. Wird das offenbar, so nehmen wir den Betroffenen aus der Arbeitstherapie heraus. Im gemeinsamen Gespräch versuchen wir, die Überforderung zu erfassen und die Gründe dafür zu erforschen. Dieser Punkt ist sehr wichtig, weil unsere Bewohner mit ähnlichen Symptomen in der Vergangenheit an anderen Stellen schon häufig konfrontiert wurden. Oft haben sie aus Scham oder Gewissensbindung, die Überforderung nicht offen eingestanden und stattdessen versucht, den Anforderungen weiterhin gerecht zu werden. Die Folge war oft eine signifikante Verschlechterung der psychischen Verfassung. Bei uns hingegen soll der Bewohner lernen, authentisch zu seinen Grenzen zu stehen und gesunde Selbstschutzmaßnahmen so zu ergreifen, dass sie für seine Umwelt verstehbar und nachvollziehbar sind.