Mit Hilfe des Unternehmens soll versucht werden, Menschen mit körperlichen, psychischen oder sozialen Nöten unter geschützten, aber soweit wie möglich "normalen" Arbeitsbedingungen zu beschäftigen. Der Schwerpunkt liegt in der Ausführung von praktischen Tätigkeiten, die in der Regel keine höhere Qualifikation benötigen. Bei diesen Tätigkeiten geht es insofern um mehr als bloße "Beschäftigung", als die erledigten Arbeiten notwendig sind, um ein Gesamtkonzept aufrecht zu erhalten - die Arbeit trägt wesentlich zum Gesamtbestand des Unternehmens bei. Entsprechend ist jedem Einzelnen bewusst, dass er "gebraucht" wird und dass sein spezieller Beitrag, mag er auch begrenzt sein, wichtig ist.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass auch Menschen mit eigenen Nöten, dort wo sie sich als wichtigen Bestandteil einer tragenden Gemeinschaft erkennen, eine erstaunliche Fähigkeit und Bereitschaft zur Mitarbeit gezeigt haben.
Gesundes Leben besteht aus Geben und Nehmen. Dieser Grundsatz gilt - weil es ja darum geht, gesund zu werden - auch für Menschen mit Nöten. Ist die Fähigkeit und Bereitschaft zum Geben und Nehmen vorhanden, kann es zu einer gesunden Gemeinschaft und zu einem gesunden Wertegefühl kommen. Deshalb ist es unseres Erachtens nur in akuten Notfällien gut und richtig, wenn der Mensch aus jeglichem Arbeitsprozess heraus genommen wird. So kann es beispielsweise bei einer Erschöpfungsdepression, einer Psychose usw. notwendig sein, damit derjenige wieder zur Ruhe und zu Kräften kommt. Danach sollte baldmöglichst eine (stufenweise) Rückführung in Arbeitsprozesse stattfinden,
... weil Mitarbeit die Grundlage für ein Wertegefühl ist ("ich werde gebraucht", "ich habe etwas geschafft"). Dieses Wertegefühl vermitteln wir bewusst, indem wir betonen, wie gut es ist, dass die Hilfesuchenden selbst durch ihre Mitarbeit (auch finanziell) dazu beitragen können, ihren Platz in der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu sichern. Sie tun dabei nicht irgendetwas Sinnloses, um den Tag zu füllen, sonderen sie tun "Notwendiges". Die Hilfsbedürftigen stehen also trotz allem in einem "normalen" Umfeld und werden soweit als möglich auch "normal" behandelt.
... weil bei Nichtgebrauch der gesunden Kräfte diese degenerieren. Langeweile und Nichtausgefülltsein ist ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Degenerierung unserer Gesellschaft (Bsp.: Langzeitarbeitslose werden Alkoholiker). Im Gegensatz dazu regenerieren sich auch degenerierte Fähigkeiten wieder, wenn sie stufenweise gefördert werden.
... weil der Einzelne ohne Arbeit nicht zu einer realistischen Einschätzung seiner eigenen Person kommen kann. Nur durch konkretes Mitarbeiten ist es möglich, seine eigenen Stärken und Grenzen kennen zu lernen - genau wie die tatsächliche Belastungsfähigkeit. Erst als Folgeschritt ist es möglich, sich von einer evtl. subjektiven falschen Einschätzung loszulösen.
... weil in der praktischen Mitarbeit u.U. Ursachen für die Erkrankung sichtbar werden (z.B. ständiges Vergleichsdenken, Versagensangst, falscher Stolz...). Werden diese Ursachen offensichtlich, ist ein Ansatzpunkt zur Besserung gegeben, da der Einzelne weiß, woran er zu arbeiten hat statt hilflos einem nicht verstehbaren Zustand ausgeliefert zu sein - auch wenn es schmerzvoll sein kann, zusätzlich zur psychischen oder sozialen Not auch noch eigenes Fehlverhalten zu entdecken.
... weil durch kontinuierliche, längerandauernde Mitarbeit eine Negativserie von Versagen ihr Ende finden kann ("Loosergefühl")
... weil die Mitarbeit wichtige Prozesse auslösen kann, z.B. wachsende Sicherheit und Selbstvertrauen, Erweiterung der Frustrationstoleranz, "sich äußern lernen" statt "in sich hinein fressen", ausgelöste Gefühle registrieren und hinterfragen lernen (z.B. "Fühle ich mich zurecht ungerecht behandelt?")